Wege aus der Depression
Schwermut, Trauer und lähmende, selbstzweiflerische Gedanken – jeder macht mit dieser unangenehmen Stimmung in seinem Leben Bekanntschaft. Früher oder später verfliegen diese negativen Gefühle wieder. Wenn das emotionale Tief jedoch nicht mehr verschwindet, droht eine Depression. Depressionen gelten als verbreitetes Seelenleiden in der modernen Gesellschaft und dennoch gleicht sie einem geisterhaften Schatten. Kaum ein Betroffener äußert sich rechtzeitig über persönliches Leiden. Viele Menschen ertragen ihre innerliche Last schweigend – und das völlig unnötig. Die Erkrankung ist heilbar und neben medizinischen Ansätzen und der professionellen Hilfe eines Psychotherapeuten existieren einfache aber wirkungsvolle Tricks, der betrübten Seele wieder auf die Beine zu helfen.
Der erste Schritt zur Heilung ist oft schwierig
Viele Menschen ist es zunächst gar nicht bewusst, wenn sie in eine depressive Störung gleiten. Der emotionale Burnout entwickelt jedoch rasch ein Eigenleben und verstärkt sich selbst. Typisch ist eine ausgeprägte Teilnahmslosigkeit an Freizeitaktivitäten oder Interessensphären von Mitmenschen. Häufig steigen Betroffene in eine endlose Spirale der Selbstbeschäftigung ein, die allerdings völlig unfruchtbar bleibt und zu keiner entscheidenden Konsequenz führt. Negative Gedanken, Anschuldigungen gegen sich selbst, Zweifel und Zukunftsangst erschweren den Alltag beträchtlich. Zugleich haftet der Depression ein anrüchiges Stigma an. Das Eingeständnis der eigenen Probleme gegenüber sich selbst oder gar anderen wirkt auf viele Erwachsene wie eine Kapitulation und ein Zeichen von Schwäche. Nur all zu oft klammern sich Menschen eisern daran, sich nichts anmerken zu lassen. Dahinter steckt die fehlende Einsicht, möglicherweise auf Hilfe anderer angewiesen zu sein. Für zahlreiche Menschen ist dies verständlicherweise ein äußerst unangenehmer Gedanke.
Ohne die notwendige Akzeptanz mündet dieses Verhalten fast in einer Ächtung der Krankheit und ihrer Opfer. Folge ist eine hohe Dunkelziffer von Betroffenen quer durch alle Bevölkerungsschichten hinweg. Innere Unausgeglichenheit gilt als Nährboden der seelischen Schieflage. So kann fehlende Forderung der eigenen Persönlichkeit, aber auch die Dauerbelastung bei beruflich recht erfolgreichen Personen die Grundlage für die Erkrankung liefern. Das Privatleben nimmt dabei eine besondere Stellung ein. Unerfüllte Wünsche auf persönlicher Ebene oder das Auseinanderbrechen von Zuversicht und Glück spendenden Strukturen wie einer vitalen Lebensgemeinschaft mit einem Partner oder einer Familie gelten als enormer Katalysator. Manchmal genügt bereits eine scheinbar ausweglose Situation als Wegbereiter der Depression. Versagensängste, Furcht vor Armut, enttäuschte Liebe – die Liste der existenziellen Probleme fällt lang aus.
Betroffenen fehlt ein wichtiges Gegengewicht zum Ausgleich des selbstauferlegten Drucks. Stillschweigen und Vermeidungstaktiken mögen Außenstehende über den innerlichen Konflikt zumindest mittelfristig hinwegtäuschen. Doch ohne eine helfende Hand von außen oder zumindest einer gezielten Beratung zur Selbsthilfe bricht der Druck früher oder später über den Erkrankten ein. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die innerlichen Warnsignale wie Lustlosigkeit, ständige Bedrücktheit oder stark schwankender Gemütslagen ernstzunehmen. Die Bereitschaft, andere an den eigenen Sorgen und Ängsten bewusst teilhaben zulassen, bleibt für den Heilungsprozess unabdingbar. Ein geeigneter Gesprächspartner kann ein enger Freund oder ein Familienmitglied sein. Alternativ übernimmt ein Psychiater diese Rolle. Damit ist die Depression noch lange nicht bezwungen. Der schwierige Schritt aus der passiven Duldung hin zu einer aktiven Suche nach einer Lösung des persönlichen Dilemmas gilt jedoch als essenzieller Meilenstein in der Behandlung.
Einfache Wege gegen die Depression
Abgesehen von medizinischen Ausnahmefällen lässt sich gezielt gegen eine depressive Verstimmung im privaten Umfeld vorgehen. Als wichtigstes Fundament gilt die Einstellung jeglicher negativen Schuldzuweisungen an die eigene Person. Ständiges Nörgeleien im Gespräch mit der eigenen Person schüren die gefährliche Endlosspirale, die dringend durchbrochen werden muss. Akzeptanz der aktuellen Lebenslage und dem eigenen Bedürfnis nach Veränderung liefert die Basis für das Umdenken. Jeden Tag schlagen sich Menschen mit unangenehmen Problemen in ihrem Leben herum. Der Vorstellung, dass etwas Disziplin und gutes Zureden für einen Aufbruch genüge, trägt dem emotionalen Tief nicht Rechnung. Eine grundlegende Änderung der eigenen Einstellung gegenüber Schwierigkeiten und des eigenen Lebensalltags erfordert Zeit und Geduld. Ist dieser Punkt einmal erreicht, nehmen viele einfache Aktivitäten und Regeln spürbaren Einfluss auf den Verlauf der Depression.
Ein ausgelasteter und dennoch erholter Mensch zeigt sich zum Beispiel deutlich weniger anfällig für permanente Grübeleien und dunkle Gedankengänge. Daher gilt eine gute Schlafhygiene als wichtiges Element im Kampf gegen die Depression. Ausreichender und vor allem rechtzeitiger Schlaf in einer entspannenden Umgebung fördert die mentale Stabilität beträchtlich. Gleiches gilt für Ausdauersportarten unter freiem Himmel. Körperlicher Ertüchtigung bei strahlender Sonne kurbelt den Stoffwechsel an und schüttet Glückshormone aus. Endorphine und Serotonin hellen direkt im Anschluss die Stimmung auf, während Noradrenalin als Neurotransmitter die Hirnaktivität steigert. Außerdem bildet die Haut zusätzliches Vitamin D aus – ein äußerst gesunder Mix, der schlechte Stimmung effektiv bekämpft. Sport im gemeinsamen Verbund mit Partnern stärkt zudem das Gemeinschaftsgefühl und somit auch dauerhaft das eigene Selbstwertgefühl. Eine gesunde Einstellung gegenüber Rückschlägen hilft dabei, nicht sofort das Handtuch zu werfen. Scheitern sollte stets als Ansporn und nicht als zwanghaft zu meidende Hürde gesehen werden.
Die Akzeptanz der eigenen Grenzen im Sport überträgt sich mitunter auf andere Ansichten des alltäglichen Lebens. Neben regelmäßigen und aufrichtigen Gesprächen mit Bekannten oder engen Vertrauten über das eigene Empfinden, kann Aufmerksamkeit gegenüber den Nöten von Mitmenschen ebenfalls der Seele Gutes zuträglich sein. Ein offenes Ohr gegenüber den Sorgen anderer und die Bereitschaft, sie bei der Problemlösung zu unterstützen, ermöglichen eine positivere Beurteilung der eigenen Person. Bewusstsein, nicht mit den eigenen, durchaus auch leidvollen Gedankengängen alleine zu sein, ist ein wichtiger Anker im Kampf gegen die Depression. Empathie und aktive Hilfe für Mitmenschen offenbaren an praktischen Beispielen, dass sich persönliche Schwierigkeiten durchaus lösen lassen und eine Besserung in greifbare Nähe rückt.